Stürmische Zeiten im Schuhhandel

Vor allem der Onlinehandel, Textildiskonter und Monolabelstores graben den Fachhändlern das Wasser ab.

So oder so ähnlich lauten derzeit die Schlagzeilen für den Schuhhandel. Ich kann sie leider nur bestätigen!

Der Trend zu immer billigeren Schuhen, egal ob in supermarktähnlichen Stores der großen Filialisten am Stadtrand, in Outlets bzw. Einkaufszentren oder den großen bekannten Online-Anbietern wie Zalando, Amazon & Co. hält an oder nimmt sogar zu.

Auf den ersten Blick kann ich diese Entwicklung gut nachvollziehen: wer gibt schon gerne vermeintlich zu viel Geld aus, wer bestellt nicht gerne ohne Stress gemütlich von der Couch aus? Wer hat nicht gerne die Auswahl aus tausenden Modellen?

Auf den zweiten Blick wird die Sache schon etwas differenzierter: kaum jemand fragt sich, wie die günstigen Preise zustande kommen können (siehe auch Wussten Sie?); kaum jemand denkt daran, dass Hochglanzbilder und perfekte fotografische Abbildungen im Internet kaum die Realität wiedergeben und schließlich nichts mit Passform oder Bequemlichkeit zu tun haben.

Ich frage mich oft, ob es wirklich so viel praktischer und zeitsparender ist, Pakete – da sie während der Arbeitszeit kaum zugestellt werden können – von irgendwelchen Stationen abzuholen, die Berge an Verpackungsmüll zu entsorgen, um dann letztlich festzustellen, dass die Schuhe gar nicht so aussehen wie auf dem Bildschirm, übel riechen oder einfach nicht passen. Dann verpacken wir sie wieder und schicken sie einfach zurück – das Spiel beginnt von vorne! Vielleicht zerfallen sie auch nach ein paar Mal tragen, doch wen kümmert das schon, dann bestellen wir einfach neue – günstig sind sie ja (durchschnittlich € 31,- pro Paar)!!!
Ist es wirklich ein Erlebnis, durch unzählige Regalreihen zu streifen, tausende lieblos aufeinandergestapelte Kartons durchwühlen zu müssen, um das vermeintliche Schnäppchen endlich ohne jegliche Aufmerksamkeit und Hilfe vom lustlosen Personal zu probieren? Fragen sollten Sie keine stellen – Sie werden wahrscheinlich keine Antwort bekommen. Die wichtigste Aufgabe des spärlichen Personals ist es, laufend die Kartons zu schlichten…

Ist fachkundige Beratung wirklich nicht mehr gefragt? Wollen Menschen heute keine Ansprache mehr, keine auf ihre Bedürfnisse (Aussehen, Passform etc.) abgestimmte Vorauswahl, kein Service mehr? Ich kann und möchte das nicht glauben!

Doch letztlich entscheiden Sie, meine Damen und Herren! Sie haben die Wahl – noch! Noch gibt es sie, die Fachgeschäfte, oft in den (teuren) Stadtkernen, als Garant für (teure) Ausbildung und Arbeitsplätze, mit Sinn für Service und Qualität, mit sozialem Gewissen und als brave Steuerzahler. Die goldenen Zeiten des inhabergeführten Schuhfachhandels sind längst vorbei, die oben skizzierten Aussichten stellen ihn ernsthaft in Frage.

weiter lesen...